19. bis 23. Juli 2021: Wasserburg am Inn, zwei Tage in Inzell, der bessere Königssee und sein Zauberwald und dann noch Bischofswiesen

2021-07-19 - Wasserburg am Inn, Stellplatz am 'Badria'

Den ersten Zwischenhalt auf meinem Weg weiter nach Süden lege ich in Wasserburg am Inn ein. Remember: Es ist der 19. Juli 2021, die Starkregenwassermassenkatastrophe im Berchtesgadener und Salzburger Land ist zwar nicht mehr in vollem Gang aber der Katastrophenfall ist noch nicht offiziell beendet. So fahre ich also mit gemischten Gefühlen in den Ort namens "Wasserburg" (ausgerechnet) und schaue, ob der Stellplatz am örtlichen Spassbad "Badria" nicht in allzu nächster Nähe zum Inn liegt. Da aber auch die Wettervorhersage nichts von weiteren Regenfällen erwarten lässt, beziehe ich Stellung in einer der für Wohnmobile gekennzeichneten Buchten.

Der Platz ist kostenlos und es gibt sogar eine Stromsäule mit (hab ich nicht gezählt) Anschlüssen. Direkt nebenan ist noch ein Schotterplatz, der über ein Schild an der Einfahrt großzügig als pauschal für Wohnmobile freigegeben ausgezeichnet wurde, der ist aber holperig und überall stehen Baumaschinen und verstreut liegt Baumaterial und Schutt herum.

Bald schon am frühen Abend versammelt sich die örtliche Poserszene, man hängt herum und gafft und vereinzelt werden Beschleunigungsrennen gefahren. Noch vor einiger Zeit hätte mich das eine unruhige Nacht befürchten lassen aber dank meiner Ohrstöpsel betrachte ich das Geschehen mit gelassener Heiterkeit. Ich lege mich schliesslich gegen 22:00 zur Ruhe, viele der Nachwuchsrennfahrer sind ebenfalls bereit heimgefahren, lediglich ein paar ganz wenige halten noch aus. So sinke ich dann - ein paar knallende Fehlzündungen aus Sportauspuffs schaffen noch den Sprung durch meine Ohrstöpsel - in einen tiefen erholsamen Schlaf.

 


 

2021-07-20 - Inzell, Stellplatz 'Hausernhof'

Die nächsten zwei Tage und Nächte verbringe ich in Inzell auf dem Stellplatz 'Hausernhof'. Stellplatz ist hier wirklich untertrieben, denn eigentlich handelt es sich um einen kleinen Campingplatz - nur eben ausschließlich für Wohnmobile. Es gibt Strom und die sanitären Anlagen - Toiletten und Duschen - sind in tadellosem Zustand. Die Aussicht auf allen Plätzen ist atemberaubend und alle Parzellen sind nahtlos in die Gesamtanlage eingebettet. Hier kann man durchaus auch mal länger Urlaub machen. So nimmt die Familie denn auch nur Platzreservierungen ab fünf Übernachtungen an. Ich bin auf's Geratewohl angereist und konnte zu meinem Glück durch eine kurzfristige Absage für zwei Nächte dazischengequetscht werden - obwohl ich mir gar nicht so vorkam.

Der Ort Inzell ist auch sehr schön, nahebei ist ein Freibad. Hier bin ich nun also wirklich in dem Teil von Deutschland angekommen, den die Amerikaner und die Japaner mit Bayern assoziieren. Obwohl es unter denen auch einige gibt, die glauben dass ganz Deutschland so aussieht. Kühe, Wiesen, Berge, Holzhäuser, weißblauer Himmel. Jede Menge urige Restaurants und Cafés. Ich mache gegen Abend des ersten Tages noch den Haxentest - Jawohl, bestanden! Den Rest der Zeit bin ich mit meinem Stromradl umhergefahren und habe vor dem Mobil gedöst und relaxt.

2021-07-20 - Inzell, Hotelrestaurant 'Bavaria' (wie passend), die Haxe

 


 

2021-07-22 - Hintersee, Parkplatz. Hier ist übernachten im Mobil erlaubt!

2021-07-22 - Hintersee, Zauberwald

2021-07-22 - Hintersee, Zauberwald

2021-07-22 - Hintersee, Zauberwald

Am 22. Juli 2021 erreiche ich den Ort, den ich von Anfang an als vorläufiges Umkehrziel meiner Deutschlandtour geplant hatte. Der Hintersee mit seinem Zauberwald liegt ein Stückchen westlich vom Königssee und für mich ist er aufgrund der Atmosphäre und seiner Wildheit der einfach schönere Königssee. Außerdem gibt es hier keine Busparkplätze, keine Souveniershops und überhaupt viel viel weniger Massentourismus. Selbst in der Saison gibt es viele Ecken am Ufer des Sees, wo man eine Weile für sich allein entspannt auf das Wasser schauen kann. Die Automaten am Parkplatz weisen ausdrücklich ein Ticket für die Übernachtung im Wohnmobil aus - 15€ für 24h und 3,2,1 der Platz ist meins. Das ist zwar ordentlich viel Geld für einen Platz ohne jegliche Wohnmobilinfrastruktur aber die Lage macht das alles wett.

 

Nach der Hinterseerunde mache ich mein Stromradl klar und radle zum ca. 3km entfernten Gasthof Oberwirt. Immer Talabwärts und ich denk mir, ich bin gespannt, wie mein kleines Stromfaltrad den Weg zurück meistern wird. Beim Oberwirt gibt es leckeres Bier und eine weitere Haxe. Ich denke, wenn ich Bayern diesmal verlasse, werde ich genug Haxe für den Rest meines Lebens gegessen haben. Aber es ist auch wirklich unheimlich lecker - speziell wenn das Restaurant die fachmännische Zubereitung beherrscht. Ja, flugs wie der Wind geht die Fahrt zurück - also ja, hm, die feschen Mountain E-Bikes, die laut summend bergauf an mir vorbeiziehen haben wohl mehr Power - aber meins ist klein und fein zusammengeklappt und es bringt mich Schweiss- und Erschöpfungsfrei die ganzen drei Kilometer bergauf wieder zu meinem Kasten zurück.

 

Zurück am Wagen schnappe ich mir nach Sonnenuntergang erneut mein Beiboot und drehe eine weitere Runde - diesmal auf Rädern - um den See. Es ist nun menschenleer und auf den verschlungenen Pfaden durch den Zauberwald kommen mir ganze zwei Fußgänger entgegen. Es ist überall wundervoll still, der See liegt glatt wie ein Spiegel und Licht und Schatten lassen den Zauberwald nun erst so richtig zauberhaft wirken. Müßig, zu erwähnen, dass ich nach der Rückkehr zum Wagen zauberhaft geschlafen habe.

 


 

2021-07-23 - Bischofswiesen

Die Region um Berchtesgaden ist ein nicht allzu großes Areal und sie ist eine Touristenhochburg. Dementsprechend finden sich an nahezu allen Parkplätzen Hinweisschilder, dass das Übernachten in Wohnmobilen verboten ist. Bischofswiesen hat im Bereich der Gemeindeverwaltung einen recht geräumigen Parkplatz an dem sich kein derartiges Schild findet. So wird dieser Platz denn auch in den einschlägigen Stellplatzportalen und -Apps als Übernachtungsplatz ausgweisen. Es ist kein Wohnmibilstellplatz, er wird so auch von der Gemeinde nicht beworben und er hat keinerlei Ver-, Entsorgung oder gar Stromanschlüsse. Dementsprechend verbietet sich jegliches Campingähnliches Gebahren und am Besten verhält man sich so, als wolle man nur mal eben kurz ... über Nacht ... parken.

Ich stehe nicht vorn auf dem Hauptparkplatz sondern um's Eck auf dem Parkplatz des Rathauses. Auch hier hatte ich nicht als einziger die Idee aber der Andrang ist übersichtlich.

 

Es ist der 23. Juli 2021. Ein Tag im Jahr, dem für mich seit weit über einem halben Jahrhundert eine gewisse Bedeutung innewohnt. Ich suche mir also ein schönes rustikales Lokal mit Biergarten, um gebührend zu feiern. Das Brenner Bräu liegt direkt um die Ecke, entspricht den Anforderungen also kehre ich ein. Haha! Da war ich nicht der einzige mit dieser Idee. Die rührige Bedienmannschaft schickt mich kurz in eine Warteschleife, hat nach weniger als fünf Minuten einen Platz für mich aufgetan und geleitet mich dort hin. Das Bier ist lecker, es gibt ... nein, heute keine Haxe - Ochsenfleisch mit Bratkartoffeln und Meerrettichsoße. Ein Gedicht. Das schöne Bergpanorama oben entstand auf dem Weg zum Biergarten.

Blick in den Biergarten vom Brenner Bräu. Es wirkt hier gar nicht so aber es war wirklich ordentlich voll. Im Hintergrund, hier ebenfalls nicht zu sehen, werkelt eine Blaskapelle auf eigentümlich unaufdringliche, unglaublich gut passende Art. Ein schöner Ort, ein schöner Abend.

 

Auf dem Rückweg zum Mobil noch einmal das Alpenpanorama, nun im Licht der untergehenden Sonne.