Dezember 2020: Ein Rückfahrwarner, der beim bremsen piepst,
WD40 und ein tragischer Tod

Ein Arachnider Halbleiter - Die Technik der Zukunft?

Klar fragt man sich direkt beim ersten Anschauen des Bildes: Was soll das denn sein? Bauhaus? Moderne Kunst? Ein Schaltplan? Das Bild hat - natürlich - eine ziemlich lange und ziemlich nervige Vorgeschichte:

 

Mein Kasten hat einen Rückfahrwarner. So ein Ding mit einer kleinen Anzeige vorn mit Metern und GrünGelbRoten Balken, der piepst, wenn man den Rückwärtsgang einlegt und piepst und piepst immer schneller, je näher man einem rückwärtigen Hindernis kommt. Quelle sind vier Ultraschall Sendeempfänger, die im hinteren Stoßfänger sitzen. So weit so gut. Warum schaltet der sich so toll genau dann an, wenn man den Rückwärtsgang einlegt? Richtig, man zapft beim Einbau den Leiter für das Rückfahrlicht in der Zuleitung einer der beiden Heckleuchten an und benutzt den als 12V Quelle für das Steuergerät des Warners.

 

Es begab sich also eines schönen Tages - nee warte ... es war nämlich gar nicht so schön. Schon vor zwei Tagen hatte das schöne Wetter ein Ende gehabt und war schmuddeligem Nieselwetter gewichen. An diesem Tag also fuhr ich irgendwo hin, dachte an nichts bestimmtes, Bremspedal "fiep", fuhr weiter, Bremspedal "fiep". Da war so ein ganz kleines, leises Fiepen, immer beim Bremsen. "Ach", dachte ich, "wenn da was piept, das kann ja nur der Pieper vom Rückfahrwarner sein". Damit hatte sich die Geschichte für's erste auch schon wieder, denn bei der nächsten Fahrt war alles normal und der Vorfall flugs vergessen.

 

Jeder weiß, wie die Geschichte weitergeht: Das war jetzt einmal aufgetreten, es würde auf jeden Fall wiederkommen und es würde schlimmer werden. Der Fall war ja eigentlich klar: Schmuddelwetter -> beim bremsen geht Strom in's Bremslicht -> Rückfahrwarner piept -> ergo Kriechstrom. Gott sei Dank hat irgendein schlauer Mann mal WD-40 erfunden. Dieses Wundermittelchen wird ja für alles verwendet: Quietschende Scharniere ruhig stellen, ausgeblichene Kunststoffteile aufhübschen, ganz harte Puristen sprühen es sich bei Durchfall in den Rachen und gurgeln danach. Eigentlich aber steht "WD" für "Water Displacement" also "Wasserverdrängung" und dafür funktioniert es auch ganz hervorragend. Also Stecker von der Heckleuchte abgezogen, einmal "Pffft", nochmal "Pfft", Stecker wieder drauf. Piepen adé.

 

Jeder weiß, wie die Geschichte weitergeht: Das war jetzt einmal aufgetreten, es war nicht fachmännisch beseitigt worden, es würde auf jeden Fall wiederkommen und es würde noch viel schlimmer werden. Bei den nächsten Malen bürstete ich den Stecker und den Steckkontakt der Leuchte vor dem "Pffft" mit so einer kleinen Messingzahnbürste aus. Jedesmal ging es weg und kam wieder. Und es fiepte dann auch nicht mehr sondern das "Piep" des Rückfahrwarners in seiner ganzen Schönheit und Intensität erklang beim Treten des Bremspedals. Und eines Tages dann beim abbiegen der Blinker plötzlich so: "Piep"-"Piep"-"Piep"-"Piep" - Aaaahhhh!!! Das war zuviel. Das war kein Kriechstrom mehr, das war ein ausgewachsener Vollgasstrom.

 

Jeder, der schon einmal eine Heckleuchte eines PeuCiFi 250 ausgebaut hat - ganz besonders bei Wohnmobilausbauten, weil da stecken die Dinger oft auch noch hinter der Verkleidung des Innenausbaus - weiß, weshalb ich so viel Leid auf mich genommen habe und weshalb ich so lange mit der "fachmännischen" Lösung gewartet habe. Aber der Tag war gekommen, der Schrauber musste schrauben und so sollte es denn sein. Man löst beim Ausbau der Heckleuchte von innen zwei Sechskantverschraubungen, kann die Leuchte dann von aussen herausnehmen, löst die Steckverbindung und legt die Leuchte auf einen sauberen Untergrund auf dem man gut arbeiten kann und wo die dann zu lösenden kleinen Schrauben, die die Leuchte zusammenhalten, nicht bei der kleinsten Bewegung runterfallen. Sonst muss man nämlich auf dem staubigen Werkstattboden zwischen Sägespänen, abgetrennten Kabelresten und sonstigem Unrat laut fluchend nach den kleinen Dingern suchen. Und das will keiner.

 

Ja und das Ende vom Lied seht Ihr oben auf dem Bild. Da war also so eine kleine Spinne mal in meiner Rückleuchte unterwegs, freute sich ihres Lebens und verstarb just und in einer derarten Haltung, dass ihre Beinchen verschiedene Leiterbahnen des Leuchtmittelträgers miteinander verbanden, die für eine Verbindung so nie gedacht und geschaffen worden waren. Ob die Spinne dort eines natürlichen Todes gestorben oder möglicherweise bei einem Bremsvorgang meinerseits elektrokutiert worden war, wird nie herauskommen. Fakt ist jedenfalls, dass immer wenn es feuchter wurde, der dürre Leib des kleinen Kerlchens leited wurde und die hier aufgeschriebene Geschichte verursachte.

 

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